4
Mai
2008

Der Stern des Bundes (1914)

Ich bin der Eine und bin Beide
Ich bin der zeuger bin der schoss
Ich bin der degen und die scheide
Ich bin das opfer bin der stoss
Ich bin die sicht und bin der seher
Ich bin der bogen bin der bolz
Ich bin der altar und der fleher
Ich bin das feuer und das holz
Ich bin der reiche bin der bare
Ich bin das zeichen bin der sinn
Ich bin der schatten bin der wahre
Ich bin ein end und ein beginn

- Stefan George -

12
Jun
2007

Fischsuppe oder: "Nobody move! I dropped my brain ..."

Äh ... - Hä?
Möglicherweise, weil ich den zweiten Teil vor einem Jahr in der Originalfassung (Johnny lallend durch das Quitsch Quatsch Platsch von Schleim und Gischt) mit polnischen Untertiteln angeschaut habe: Nach wenigen Minuten "Pirates of the Caribbean: At World's End" hängt mich die Geschichte ab – Wer verrät hier eigentlich wen? Wie war das mit dem fliegenden Holländer? Und kam das mit den neun Lords nicht aus dem Herrn der Ringe? – und weil ich nicht auf kognitive Höchstleistungen vorbereitet bin, versuche ich später gar nicht mehr, sie einzuholen. Daraufhin passiert Folgendes: Oh, welch spaßiges Kinoerlebnis! Ich versinke willig im Sessel, ignoriere alle narrativen Haarsträubereien und lache mich durch eine fulminante Aufhäufung absurder Einzelszenen.
Über "Dead Man's Chest" las ich, der Film ähnele einer "Fischsuppe mit zu vielen Zutaten" (war's in der ZEIT?). Sehr zutreffend, durchaus auch auf die Fortsetzung. Auch hier Stoff für ein mindestens neunstündiges Epos, eingekocht auf knappe drei Stunden. Das wäre kaum auszuhalten ohne Jack Sparrow – "Nobody move! I dropped my brain ..." – den zynischen Egomanen mit dem Pokerface, Pirat mit Leib und Seele und am Ende doch weichherzig, todesmutiger Feigling, der stets alles auf eine Karte setzt, schlafwandlerisch, treulos, charmant, und völlig beziehungsunfähig. Die schlimmste Folter für ihn ist zugleich eine der besten Szenen des Films, in der der Käpt'n, verbannt im Niemandsland zwischen Leben und Tod, seiner Crew Disziplin einzubläuen versucht, die aus einer Horde halluzinierter und ausgesprochen renitenter Alter Ego besteht. Das Phänomenale an dieser Szene, die sich wie ein kleines surreales Filmkunstwerk in der Takelage verfangen hat, ist ihre Langsamkeit, das quälend gleißende Weiß ihrer Bilder, die klaustrophobische Atmosphäre, ein White Cube wie aus Jørgen Leths "Der perfekte Mensch". Endlich reduziert sich die überladene Ausstattung, das ewige Platschen der Wellen und das Wallen der Tentakel auf knochentrockenes Celluloid, auf salziges Licht und eine porenvergrößert abstoßende Nase, die sich in zeit- und raumloser Nahaufnahme einer Erdnuss entgegenschnüffelt. Weg mit der hochglanzkatalogoberflächigen Plastikwelt der Disney-Filme und her mit Materialität – hier ist eine Zunge ein glitschiges Fleischstück, der Schauspieler ein lebendiges Wesen und der Film ein visuelles Experiment.
Wie irritierend schön auch die lineare Handlung aus dem Ruder gerät, als Elisabeth Swann im Verlies mit dem anscheinend unter Gedächtnisschwäche leidenden Bootstrap Bill zweimal hintereinander ein nahezu identische Unterhaltung führt!
Ein besonderes Highlight ist auch die ironisch überhöhte „Parlay“-Begnung der verfeindeten Delegationen auf einer wüstenähnlichen Sandbank mitten im Ozean, nach allen Regeln der Western-Kunst als High Noon Event inszeniert, inklusive der unverkannbar an Ennio Morricone angelehnten musikalischen Untermalung. Kaum der Erwähnung wert die für aus der Geschichte ausgestiegene Anwesende eher sinnfreie Konversation.
Für das (vor allem weibliche) Zuschauerherz rettet den Film dann die aus dem Trailer bekannte überraschende Hochzeitszene – fast schon hätte man die Beziehung Will / Elisabeth für beendet erklärt –, die in einem kapitänsseitig autorisierten Kuss inmitten des Fisch-gegen-Mensch-Gemetzels auf dem gekaperten Schiff endet.
Man könnte all diesen kleinen oder großen Brüchen Methode unterstellen, dann wäre „At World's End“ großmütig betrachtet ein herrlich anarchischer Film, der die Regeln des Genres mit Wonne über Bord wirft. Gedanken werden nicht zu Ende gedacht, Charaktere nur skizziert und oft nur für einen einzelnen schwindelerregenden Auftritt ins Rennen geworfen, um danach nie wieder aufzutauchen (hübsch: Keith Richards sternschnupfenmäßig als Vater des Käpt'n Sparrow, gut für einen Lacher und ein freudiges Raunen im Publikum). Psychologische oder sonstige Deutungsmuster für das wankelmütige Verhalten der Hauptfiguren versagen. Erklärungsangebote gibt es nicht, denn so verschwenderisch wie sich Legenden und Mythen über die Leinwand ergießen, um die abstrusen Entwicklungen der Geschichte herbeifantasieren zu können, bleibt dafür gar keine Zeit. Und alles wird zusammengepappt durch lange und nicht besonders einfallsreiche Schlacht- und kollektive Jubelszenen.
Vielleicht treibt die komplizierte Handlung die DVD-Verkaufzahlen in die Höhe, weil verwirrte Kunden sich der Hoffnung hingeben, durch ein zweites oder drittes Anschauen der kompletten Trilogie zu verstehen, worum es eigentlich geht.

Und alle außer mir verließen den Kinosaal vor dem Ende des Abspanns – und verpassten die letzte
Szene!

Lesenswert dazu:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,484518,00.html
http://disney.go.com/disneypictures/pirates/
http://captainjacksblog.com/

13
Mai
2007

Voyeurismus

Cat Content auf dem Balkon gegenüber.
Unterhaltsam:
Das Viech jagt Insekten. Wenn es nur nicht herunterfällt.

10
Mai
2007

Leben lernen vom Sterben

im februar gesehen,
ist aber immer noch sehr nah.
wenn im hintergrund der fernseher läuft wird das aber nix mit dem denken und schreiben.

denkt Euch selbst was dazu:
www.chrigufilm.com

24
Apr
2007

Martina Brandl über Männer

"Ich höre von Freundinnen oft, dass Männer sich nicht festlegen wollen, weil sie etwa eine schlimme Beziehung hatten und traumatisiert sind. Es ist offenbar schwer für die Typen zu sagen: Ich will jetzt, ich will dich. Anstatt das zu genießen, was sie im Augenblick haben, krampfen sie sich einen ab, dabei zu definieren, was das ist."
zitty 08/2007

22
Apr
2007

Jugend wie gestern

Johanna sucht das Glück

D 2006
Dokumentarfilm 82 Min., BetaSP, Farbe
Regie: Marion Kainz

Einer dieser Filme, aus denen ich ganz verzaubert in mein eigenes Leben zurückgleite. Verwirrte Wirklichkeitsebenen, denn das Kino ist voller Menschen, die ich gerade noch auf der Leinwand gesehen habe. Ob auch meine Jugend so empfindsam und impulsiv, suchend, existentiell und kompromisslos, so SCHÖN erschiene, wenn jemand einen Film über sie gemacht hätte (... andere Frage: War sie es)? Erleichtert: Nicht jeder radikal persönliche Film muss eine voyeuristische Qual für das Publikum sein.

19
Apr
2007

Überraschungen

Also kalt erwischt. Ein Tintenfass hat einen Sprung und schwarze Tinte färbt Papier, das sieht aus wie ein böses Geschwür, es wächst. Überraschendes Schwarz auf noch eben so aufgeräumtem Weiß. Und ich kapiere und der kapiert: Es stimmt was nicht. Aber vielleicht stimmte am scheinbar Stimmigen vorher was nicht, die Überraschung deckt es nur auf(Kieślowski - Dekalog, jeden).

Der eine Moment, in dem plötzlich alles anders ist als es noch eben war. Komisch, dass mich das immer wieder überrascht; so wie gerade jetzt war es noch nie jemals zuvor. Gegenwart ist an der Spitze der Zeit, wo noch keiner vor mir war.
Angst so allein hier vorne...

hm

bin so allein hier

27
Dez
2006

hat ja immer noch niemand

was reingeschrieben
Sommer sommer

gedacht, eigentlich

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